Nur 1x Babies von meiner Hündin...
Der eine oder andere denkt daran, ernsthaft nach den strengen Zuchtbestimmungen eines Spezial-Rasseclubs zu züchten und somit Anspruch auf Ahnentafeln hat, die eine hohe Aussagekraft haben. Doch hier geht es um ein anderes Thema:
Wir erhalten sehr viele Anfragen bezüglich Nachwuchs von der eigenen Hündin. Meistens wird uns gesagt, dass man »nicht züchten« will, jedoch nur ein mal Nachwuchs haben möchte und ihnen gesagt wurde, dass es von Vorteil für die Hündin sei. Gleichzeitig fragt man per eMail an, was man da alles beachten muss. Aber auch davon wurde uns berichtet, dass Rüden-Besitzer eine Hündin suchen, um Nachwuchs von Ihrem Kerlchen zu bekommen. Typisch für viele andere mit gleichem oder ähnlichem Thema ist die Anfrage per eMail von Janine:
Hallo,
ich bin nun seit mehreren Stunden auf der Suche nach Antworten meiner Fragen im Internet. Ich habe eine Yorkshire-Terrier-Hündin namens Lady. Sie ist vor Kurzem zwei Jahre alt geworden. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Gedanken, dass ich meine Lady gern einmal decken lassen würde. Ich weiß dass es an sich (wegen Krebsrisiko etc.) nicht notwendig wäre, aber ich würde mir und Lady gern dieses schöne Ereignis einmal bescheren wollen. Ich habe mich mit dem Gedanken sehr ausgiebig beschäftigt.
Mein Tierarzt teilte mir mit, dass Yorkies in der Regel zwischen 2 bis 4 Jungen bekommen und dass es gut für meine Hündin sei, sie decken zu lassen. Aus meinem Bekannten- und Verwandtenkreis habe ich drei Familien, die mir eine 100%ige Zusage gegeben habe, dass sie gern ein Welpe von Lady aufnehmen würden. Ich habe mich wirklich mehrmals rückversichert und hätte somit auch schon liebevolle neue Zuhause für den Nachwuchs. Ich habe Lady heute nochmals meinem Tierarzt vorgestellt, um abzuklären, ob Lady gesund genug ist um eine Trächtigkeit gut zu überstehen. Er sieht keine Probleme darin. Er meinte nur, dass ich einen kleineren Rüden als Lady suchen sollte, damit es bei der Geburt keine Komplikationen gibt.
Bevor ich mich allerdings zu dem letztendlichen Schritt entschließe, sind noch einige Fragen offen, die mir noch keiner zu meiner Zufriedenheit beantworten konnte. Ich hoffe das, auch wenn Sie sich gegen meinen Wunsch aussprechen, mir eventuell meine Fragen beantworten könnten. Ich muss dazu sagen, dass ich mir allgemein über Aufzucht, Trächtigkeit etc. von Hunden schon Wissen angeeignet habe, allerdings weiß ich nicht, ob man das so ganz auf den Yorkshire-Terrier übertragen kann.
Vielleicht könnten Sie mir einige Internet-Links nennen, wo ich mein Wissen über Yorkie-Nachwuchs, Aufzucht, Geburt finden kann bzw. könnten Sie mir einige Informationen zukommen lassen.
Da meine Lady 2,3 kg wiegt, lässt sich in meiner Umgebung nur schwer ein kleinerer Yorkie-Rüde finden. Wann wäre das optimale Alter für den ersten Wurf? Stimmt es, dass Yorkies 2 bis 4 Junge bekommen? Stimmt es, dass die Yorkie-Welpen 12 Wochen bei der Mutter bleiben sollten?
Über Ihre Hilfe und eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar. Viele Grüße!
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Antwort:
In erster Linie wäre Ihr Züchter der ideale Ansprechpartner für Ihre Fragen und woher wollen Sie wissen, dass Sie auch Ihrer Hündin ein »Freude« bereiten – es ist doch nur Ihr eigener Wunsch. Grundsätzlich sind wir gegen unkontrolliertes Züchten – auch nur einmal eine Hündin decken lassen, heißt Züchten und Verantwortung für die Rasse insgesamt übernehmen.
Was wissen Sie über die Vererbungseigenschaften der Vorfahren Ihrer Hündin (Eltern, Großeltern...), haben sie diese schon mal gesehen? Wissen Sie etwas über eventuell zuchtausschließende Gründe wie vererbbare Krankheiten? Gleiches gilt für den Rüden – der nächste Rüde ist nicht immer der Beste – auch wenn sein/e Besitzer/in unbedingt sehen möchte, welch tolles Kerlchen er beim Deckakt ist. Nicht umsonst gibt es innerhalb des VDH (auch in den FCI-Vereinen der Schweiz und Österreich) strenge Zuchtvorschriften inklusive Zuchttauglichkeitsprüfungen, die u.a. auch die Gesundheit und Rassereinheit feststellen. Aus all diesen Gründen ist auch eine nachvollziehbare »ehrliche« Ahnentafel für Hündin und Rüden unverzichtbar!
Wir wissen, dass 80 Prozent der Hunde, die an den Bekanntenkreis billigst abgegeben werden, später von einem zum andern geschoben werden und viele davon im Tierheim landen – das zeigt die Erfahrung. Und falls der Rüde bzw. die Hündin von der besten Freundin/dem besten Freund ist, gibt es hinterher in den meisten Fällen Streitigkeiten, wer jetzt wieviel Welpen erhält – und falls nur einer da ist, wer bekommt ihn? Ob Sie es glauben oder nicht – es ist so!
Es ist in Mode gekommen, jede Antwort im Internet zu suchen, das kann ein fataler Irrtum sein. Der Vorgang einer Geburt ist im weitesten Sinne ähnlich des Menschen – würden Sie sich hier Anleitungen aus dem Internet herunterladen?
Ein kompetenter Yorkie-Ratgeber, das auch dieses Thema enthält, ist unverzichtbar. Der Zuchtvorgang ist bei jedem Hund gleich, einzig rassespezifische Dinge müssen dann noch beachtet werden. Wenn man alles richtig machen will, kostet das viel Geld – angefangen von der Grundausstattung und dann noch Kosten für den Tierarzt (z.B. auch bei Komplikationen wie Kaiserschnitt usw.) und die Impfungen vor Abgabe der Welpen. Diese sollen bis ca. der 10. bis 12. Woche bei der Mutter bleiben. Man muss auch über die »Nachtschichten« nachdenken, die manchmal eingelegt werden müssen und das oftmalige Saubermachen der Welpenbox. Die Gerüche in einer Wohnung können bis zur Abgabe sehr unangenehm sein und führen sehr oft zu großen Auseinandersetzungen innerhalb der Familie.
Ob ein Rüde 200 bis 300 Gramm schwerer oder leichter als die Hündin ist, fällt nicht so sehr ins Gewicht – wichtig sind seine Vererbungseigenschaften (hier gilt das Gleiche wie eingangs beschrieben). Ein verantwortungsvoller Rüdenbesitzer wird aus diesem Grund auch nicht so ohne weiteres seinen Rüden zum Decken freigeben. Die durchschnittliche Welpenzahl liegt bei 1 bis 3. Ich muss hier auch erwähnen, dass es Komplikationen geben kann, die zum Tod der Hündin führen können.
Es wäre noch sehr viel dazu zu sagen, es würde jedoch den Rahmen sprengen. Ich war ehrlich zu Ihnen und bitte Sie, alles genauestens zu überlegen. Wenn man rassespezifisch züchtet und alles dafür macht, dass gesunde Yorkies ohne (auch später auftretende) Erbschäden geboren werden können, dann ist nichts einzuwenden. Es ist jedoch unverantwortlich, sich nicht vorher wenigstens durch ein einsprechendes Fachbuch oder seinen Züchter eingehend zu informieren. Und nochmals: Wir können es nicht verstehen, sich nur über das Internet und per eMail informieren zu wollen.
Fassen wir noch einmal zusammen:
1. Auch nur ein mal eine Hündin belegen zu lassen oder einen Rüden für einen Deckakt zur Verfügung zu stellen, bedeutet »Züchten« – man hat die gleiche Verantwortung für die Rasse wie ein Züchter.
2. Um Züchten zu wollen, muss man sich vorher durch einen guten Yorkie-Ratgeber eingehend informieren – der Tierarzt alleine genügt nicht und Ratschläge über's Internet oder per Mail sind kaum möglich und zudem ungenügend.
3. Jeder, der seine Hündin belegen lässt, muss auch wissen, dass durch Ahnen, die man nicht kennt, schwerwiegende vererbbare Krankheiten durch die eigenen Hündin an den Nachwuchs weitergegeben werden können – auch wenn sie beim eigenen Hund nicht in Erscheinung treten. Gleiches gilt für den Rüden.
4. Man muss auch bedenken, dass es Risiken für die Welpen während der Geburt u.a. durch Steisslage geben kann. Zudem ist die Hündin bei Verbleib der Nachgeburt im Körper durch eine Vergiftung gefährdet. Auch Eklampsie nach der Geburt oder während der Stillzeit kann lebensgefährlich sein, wenn man dies nicht sofort erkennt und entsprechend weiß, wie man reagieren muss.
Also bitte:
Überlegen Sie es sich gut und auch, ob es nur Ihr eigener egoistischer Wunsch sein könnte. Und das, was vielfach (auch von Tierärzten) erzählt wird, dass eine Hündin mindestens einmal in ihrem Leben Kinder haben sollte oder dadurch das Krebsrisiko verringert wird, ist blanker Unsinn!